Klimawandel ist im Wald sichtbar!

Die Präsenzveranstaltung der Grünen Florstadt zum Thema „Wald im Klimawandel“ war mit 64 Gästen sehr gut besucht und zeigte das Interesse der Bevölkerung sich über die aktuelle Situation in den Wäldern zu informieren. Die Grüne Fraktionsvorsitzende Gudrun Neher begrüßte viele Besucher aus den Florstädter Stadtteilen wie auch den 1. Stadtrat Gerold Helfrich, aber auch Gäste aus der ganzen Wetterau inklusive der grünen Direktkandidatin für den Bundestag Michaela Colletti.

Der fachlich anspruchsvolle Vortrag von Anselm Möbs vom Forstamt Nidda betrachtete nicht nur die Wälder vor Ort nach drei Dürresommern, sondern zeigte den Besuchern sehr differenziert auf, wie sich die globalen Temperaturen und Niederschlagsmengen im Laufe der Erdgeschichte, dann im Laufe der Menschheitsgeschichte und zuletzt seit der industriellen Revolution verändert haben und welche Prognosen es für die Weiterentwicklung in diesem Jahrhundert gibt. Auf diesem Hintergrund wurde die Rolle des Waldes als CO2-Speicher beschrieben und angesichts der bestehenden und der zu erwartenden klimatischen Veränderungen Leitlinien für die zukünftige Bewirtschaftung unserer Wälder vorgestellt.

Im Zentrum der Veranstaltung lag die differenzierte Information und die Diskussion verschiedener Strategien. Da die Zukunft ungewiss ist, gibt es für den Waldumbau auch keine festen Konzepte, sondern eher flexible Programme, die kontinuierlich an die aktuellen Bedingungen angepasst werden müssen.

Globale Klimaschwankungen

Die globale Mitteltemperatur im Laufe der Erdgeschichte unterlag riesigen Schwankungen. Für die letzten 12.000 – 13.000 Jahren, in denen die Menschen (den Homo Sapiens gibt es seit 250.000 Jahren) Schritt für Schritt sesshaft geworden sind, ist eine recht konstante Durchschnitttemperatur zu beobachten. Entsprechend der Prognosen des Weltklimarates steigen bei ungebremsten Emissionen die globalen Durchschnittstemperaturen bis zum Jahre 2050 um ca. 3°C und bis zum Jahre 2100 sogar um bis zu 5°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau an.  (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:All_palaeotemps.png)

(öffentliche zugängliche Tabelle kann als Illustration übernommen werden.)

Gibt es den Klimawandel wirklich?

Diese Frage beantwortete der Referent mit einem klaren Ja. Er begründete dies damit, dass der Kohlenstoff, der in einem Jahr verbrannt wird wohl zu einem Teil durch die Meere und die Vegetation (und damit auch die Wälder) neutralisiert wird, aber rund zwei Drittel dieser Emissionen durch die Atmosphäre aufgenommen werden. Dies führte dazu, dass die CO2-Konzentration in der Atmosphäre von 280 ppm (Milligramm pro Kilogramm) zu Anfang der industriellen Revolution im Jahre 1769 auf heute über 400 ppm angestiegen ist. Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine Steigerung auf 450 ppm mit einer globalen Temperatursteigerung von 2 Grad einhergeht.

Ungebremst würden wir diesen Wert 2032 (in 11 Jahren) erreichen. Aktuell sind wir bereits bei circa 1 Grad Erhöhung der globalen durchschnittlichen Temperatur angekommen.

Wieviel Wald gibt es?

Waren zu Beginn der neolithischen Revolution noch mehr als 40 % der weltweiten Landfläche mit Wald bedeckt, so sind es heute nur noch knapp 30 %. Jährliche Verluste sind zu beobachten. Diese finden allerdings nicht in Europa statt, sondern eher in Asien, Afrika und Lateinamerika dort also, wo auch die besonders artenreichen tropischen Wälder zu finden sind. Auf der Nordhalbkugel, besonders in China, wie auch in Europa, nimmt die Waldfläche durch Aufforstungen und auch natürlichen Prozessen eher zu.

Unsere Wälder leiden durch den Klimawandel

Die Wälder müssen höhere Temperaturen und geringere Niederschlagsmengen verkraften. Dies führt bereits heute dazu, dass die Fichte insbesondere in unserem Raum kaum noch Überlebenschancen hat und nicht mehr nachgepflanzt wird. Inzwischen leidet auch die Buchen, die vegetationsgeschichtlich betrachtet derzeit unsere dominante Baumart ist. Eichen, Kiefern und Edellaubbäume scheinen sich eher an geringere Wassermengen und höhere Temperaturen anpassen zu können.

Nachhaltige Waldbewirtschaftung

Die Waldbewirtschaftung soll auch zukünftig ihre Funktion der CO2-Bindung behalten. Das kann der Wald nur, wenn er sich relativ schnell an die sich ändernden klimatischen Bedingungen anpassen kann und weiterhin auf dem überwiegenden Teil seiner Fläche nachhaltig und schonend bewirtschaftet wird. Da die Temperaturen sich aber erdgeschichtlich betrachtet fast schon explosionsartig erhöhen, braucht der Wald hierbei Unterstützung durch den Menschen. Aus Sicht des Forstamtes muss hier ein guter Kompromiss gefunden werden zwischen naturbelassenen Wäldern und nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, in denen klimatolerante Baumarten nachgepflanzt oder auch bei der Waldpflege gefördert werden. Wie dies in den nahegelegenen Wäldern der Mark Mockstadt umgesetzt wird, konnten die Veranstaltungsteilnehmer bei einem anschließenden Spaziergang beobachten. Revierförster Frederek Binnewies zeigte auf Flächen ehemaliger Fichtenbestände, verschiedenartige Konzepte der Wiederbewaldung. Herr Binnewies zeigte beispielhaft Flächen mit natürlicher Wiederbewaldung durch Naturverjüngung von Edellaubbäumen und Füllhölzern wie der Birke aber auch Pflanzungen von Eiche, Spitzahorn und Douglasie. Bei dieser Begehung, an der fast 50 Personen teilnahmen wurde auch klar, dass die vielfältigen Aufgaben der nächsten Jahre sowohl finanziell als auch personell gut abgesichert werden müssen. Die beiden Referenten von HessenForst Anselm Möbs und Frederek Binnewies freuten sich über die große Resonanz auf diese Veranstaltung und über die intensiv geführten Diskussionen über verschiedene Konzepte der Waldbewirtschaftung.

Kommentar verfassen

Artikel kommentieren


* Pflichtfeld

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.

Verwandte Artikel