Gudrun Neher

Richtig und nachhaltig heizen!

Der Informationsabend der Florstädter und der Reichelsheimer GRÜNEN gemeinsam mit Schornsteinfegermeister und Energieberater Reiner Scholl informierte lebendig über Möglichkeiten nachhaltiger Wärmegewinnung im Privathaus. Michael Cinciruk (Sprecher der GRÜNEN Reichelsheim) und Gudrun Neher (Sprecherin der GRÜNEN Florstadt) begrüßten 75 interessierte Bürger, die im geräumigen Bürgerhaus Nieder-Florstadt mit 2G-Nachweis und coronakonform Platz finden konnten.

Referent Reiner Scholl begann mit einer allgemeinen Einführung: Um langfristig klimaneutral sein zu können, müsse die Nutzung von fossilen Brennstoffen, sprich Kohle, Öl und Gas schrittweise auslaufen und durch regenerative Energieformen ersetzt werden. Energie wird verbraucht in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr (Umweltbundesamt). Der Referent erläutert die Begriffe Endenergie, Primärenergie und Graue Energie. Die Endenergie ist das, was mit Verlusten beim Verbraucher ankommt und bezahlt wird, die Primärenergie ist das Ergebnis des Energiegewinnungsprozesses und die graue Energie ist die Energie, die für Herstellung, Transport, Lagerung und Entsorgung erforderlich ist. So sei z. B. die Herstellung von Zement, bei der Temperaturen von 1450 Grad benötigt werden extrem energieintensiv und sollte unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten nur dort eingesetzt werden, wo es keine Alternativen gibt, wie bei den Fundamenten von Häusern. Erfreulicherweise würde Holz als Baustoff zunehmend häufiger eingesetzt. Aktuell werde jede fünfte Baumaßnahme in Holzbauweise ausgeführt. Leider werde bei baulichen Entscheidungen die Frage nach der grauen Energie sehr selten gestellt. Grundsätzlich müsse es zukünftig darum gehen den Energieverbrauch zu reduzieren und die Energiegewinnung ausschließlich regenerativ zu gestalten.

Tipps für das Heizen im Privathaus

Schwerpunkt der weiteren Betrachtungen war die Wärmeenergie in privaten Wohnungen und Häusern. Und nun wurde der Vortrag sehr praktisch. Mit einem Modell wurde demonstriert, wie man Holz im Kaminofen am effektivsten abbrennt, siehe Foto. Das Durchbrennen von Holzscheiten von oben nach unten sei einfacher und effektiver, aber leider vielen Ofenbesitzern unbekannt. Weiterhin gab es Informationen über optimale Raumtemperatur, richtiges Lüften, Probleme mit ganz ungeheizten Räumen, Hinweise zur Warmwasserzirkulation sowie Vor- und Nachteile verschiedener Heizsysteme (Wärmepumpe, Pellets, Photovoltaik, richtige Dämmung). Besitzer einer Ölheizung kann Reiner Scholl beruhigen. Das geplante Verbot von Ölheizungen ab 2026 hat viele Ausnahmen und gilt z. B. nicht für selbstgenutzte Wohnungen oder Häuser. Trotzdem sei es dringend ratsam 30 Jahre alte Ölheizungen zeitnah auszutauschen.

Energieberatung bei größeren Sanierungen nutzen!

Schnell ist klar: das „richtige Heizen“ ist ein extrem komplexes Thema. Bei größeren Sanierungsvorhaben solle man deshalb auf jeden Fall Fachleute zu Rate ziehen. Die Beauftragung einer Energieberatung werde außerdem zu mindestens 50 % gefördert. Aufgabe einer Energieberatung ist es vorzuschlagen, welche Maßnahmen die größten Energieeinsparungen bringen und welche Fördertöpfe dafür genutzt werden könnten. Oft ist es denkbar 30 bis 50 % der Kosten erstattet zu bekommen. Dafür gebe es eine Liste regional tätiger Energieberater und –beraterinnen.

Im nächsten Schritt präsentierte Reiner Scholl ein neues Haus in Holzständerbauweise, mit einer Zellulose-Einblasdämmung, einer PV-Anlage mit Speicher, einer thermischen Solaranlage für Warmwasser und Heizung, einer Pelletheizung, einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und einem optimalen Sonnenstand. Dieses Haus ist 100 % nachhaltig und produziert mehr Energie als es verbrauchen kann. Finanziell gesehen liegen so die Nebenkosten bei 80 € im Monat. Zum Abschluss gab es noch einen kleinen Einblick in die Komplexität der Förderprogramme, deren gute Bedingungen aktuell dazu führen, dass Energieberater alle Hände voll zu tun haben. Viele spannende Fragen aus dem Publikum rundeten die Veranstaltung ab. Die Organisatoren bedankten sich beim Referenten, der vom Publikum viel Applaus erhielt.

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